Geschichte

Geschichte des Aufbaus des Verein Wassersport e.V. Vegesack (VWV)

5. Februar 1893: Neugründung des Vereins Wassersport, Verein für Segeln und Rudern auf der Unterweser. Gleichzeitig wurde die Auflösung des Vegesacker Regatta-Vereins, der bis dahin schon dreizehn Jahre lang zusammen mit dem Segelverein Weser und dem Bremer Regatta-Verein Wettfahrten auf der Weser organisiert hatte, beschlossen.

Im neuen Verein sollte mit vereinseigenen Booten und einem eigenen Bootshaus ein nachhaltig andauernder Vereinsbetrieb ermöglicht werden. Die Vereinsgründer J.D. ROSSINI, M. ROSSINI, F. LÜRSSEN und H. HILKEN selbst brachten das dazu notwendige Kapital von 4000 Mark auf. Den ersten Liegeplatz fand das Bootshaus in der Lesum auf der Höhe des Wohnhauses von J. Lange, dort wo sich heute das Gelände der Lürßen-Werft an der Lesummündung befindet.

Schon 1895 musste das Bootshaus an einen anderen Liegeplatz verholt werden. Als neuer Standort wurde Hoyers Loch in der Weser gewählt. Das war etwa dort, wo sich heute die ehemalige Signalstation am Ufer befindet. Dieses Domizil blieb dem Verein trotz Schwierigkeiten - insbesondere mit der vorbeifahrenden Schiffahrt - über 15 Jahre hindurch erhalten.

10. Juli 1899: Die Ruderriege löste sich per Vertrag aus dem Verein Wassersport und gründete am 15. Dezember 1900 den eigenständigen, heute noch bestehenden Vegesacker Ruderverein e.V.

Am 10. Mai 1902 konnte dann ein Festkommitee den Neubau eines neuen schwimmenden Bootshauses einweihen werden.

Mit Eingangsdatum vom 25. Februar 1902 erfolgte die Eintragung des Vereins Wassersport in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Bremen. Seit dieser Zeit lautet der vollständige Name: Verein Wassersport e.V., Vegesack VWV. Die erste offene Wettfahrt veranstaltete der Verein im Mai 1902 von Vegesack nach Brake und zurück. Ein- bis zweimal jährlich wurde in der Folgezeit diese Konkurrenz gesegelt, meistens gemeinsam mit dem inzwischen gegründeten Bremer-Yachtclub. Das Interesse an diesen Regatten war recht groß: Am 27. Mai 1906 hatten sich 61 Fahrzeuge zur Teilnahme angemeldet.

In den folgenden Jahren bekam der VWV zunehmend Probleme mit den Liegeplätzen am Fahrwasser der Weser. Die schon 1878 von LUDWIG FRANZIUS eingeleitete Begradigung und Ausbaggerung der Weser, die gewährleisten sollte, dass Schiffe mit bis zu fünf Metern Tiefgang den Hafen in Bremen erreichen konnten, hatte zur Folge, dass die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses mehr und mehr zunahm, wodurch sich auch vereinzelt Boote losrissen. Außerdem lagen eine Reihe von Schiffen an Bojenplätzen ganz in der Nähe einer aufstrebenden Abwrackwerft und waren dort im Weg. Daneben gab es mehrfach glücklicherweise nur leichte Kollisionen durch vorbei fahrende Dampfer.

Einen großen Einschnitt im Vereinsleben brachte der erste Weltkrieg - viele Mitglieder wurden eingezogen, viele Boote konnten aus dem Urlaub an der Ostsee nicht mehr an die Weser zurück gebracht werden. Der Verein entwickelte sich jedoch auch während des Krieges weiter - vor allem mit Ruderbooten und steigenden Mitgliederzahlen.

Ab 1923 konnte endlich eine weitere 200 Metere lange Bojenreihe in der Lesummmündung ausgelegt werden. Ein Jahr später erhielt das Bootshaus mit Hilfe einer Freileitung vom Restaurant „Strandlust“ aus eine elektrische Beleuchtung. In diesem Jahr wurde der schwimmenden Vereinsanlage auch eine Tankstelle angegliedert, was vor allem der steigenden Anzahl an Motorbooten zu Gute kam.

1925 Mitte des Jahres konnte über den Wassersportverband-Weserkreis ein Teil des Vegesacker Hafens gepachtet und die Lesum-Anlage dorthin verholt werden. Ab Anfang der dreißiger Jahre wurden auch dort bereits vorhandene Schuppen als Winterlager für die Boote genutzt.

Ab 1933 verlor nicht nur der Sport viele Freiheiten und demokratische Rechte. Im VWV wurde das z.B. dadurch augenfällig, dass er sich nach der verordneten Auflösung des erfolgreichen Wassersport-Verband Weserkreis dem D.S.V. und die Kanuabteilung dem Fachamt Kanusport des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL) anschließen musste. Der Vereinsführer mußte Parteigenosse sein und einen guten Leumund besitzen. Nach der Wahl durch die Mitglieder war er der Gauleitung und anderen Institutionen des Partei- und Staatsapparates zu melden, die seine Wahl dann bestätigten - wenn keine politischen Gründe gegen ihn sprachen. Ab 1936 zog der Verein auch mit seinen noch in der Weser verbliebenen Anlagen komplett in den Vegesacker Hafen um. Als dann 1939 der Zweite Weltkrieg begonnen wurde, erhielten wiederum auch viele Vereinsmitglieder ihren Gestellungsbefehl. Andere hatten noch Zeit für den Wassersport, der während der ersten Kriegsjahre fast ohne Einschränkungen weitergeführt werden konnte. Nur das Motorbootfahren und die Benutzung von Hilfsmotoren auf Segelbooten wurden verboten, um Treibstoff zu sparen. Die bis dahin noch durchgeführten Verbandsregatten mussten wegen fehlender motorisierter Begleitboote und möglicher Fliegerangriffe ausfallen. Vereinsregatten wurden jedoch weiterhin gesegelt. Fahrten in die Nordsee waren nicht mehr möglich, denn die Reviergrenze war durch die Kriegsmarine in der Außenweser bei Hoheweg/Roter Sand gezogen worden. Bis zum Kriegsende kam der Wassersport immer mehr zum Erliegen und ruhte 1945 vollständig.

Nach der Kapitulation setzten schon im Herbst 1945 energische Bemühungen zur Wiedergründung des Vereins ein, die am 17. April mit der Neugründung und Eintragung zum Erfolg führten. Die ersten Bemühungen von Mitgliedern und Vorstand galten der Wiederherstellung der Vereinsanlage und der Boote, die sich in einem ziemlich schlechten Zustand befanden. Der Platz im Vegesacker Hafen, den über die Jahre vor allem die Vegesacker-Fischereigesellschaft sowie die Lürßen-Werft genutzt hatten, wurde für den VWV zunehmend dadurch eingeschränkt, dass ab 1947 zunächst die Wasserschutzpolizei und danach der Zoll mit Booten in den Hafen einzog.

Ab 1954 wurde mit dem Bau des Grohner Hafens in der Lesum begonnen. Nach seiner Fertigstellung zog der Verein auf Drängen des Bremer Senats und im Interesse der Schifffahrt und der Werften mit seinem Bootshaus und allen weiteren schwimmenden Bojen-Anlagen am 15. April 1957 in das neue Domizil um, wo er bis heute beheimatet ist. Dort begannen die Mitglieder die Anlage durch eine Bojenreihe und zusätzlichen Pontons zu erweitern.

1962 traf die große Sturmflut in Norddeutschland auch den VWV. Das schwimmende Bootshaus wurde mit seinen Pontons los gerissen und sank am 12. Februar an der Hafenböschung. Unter großen Mühen wurde das Inventar geborgen. Der Beschluss, das Bootshaus am 17. Februar zum Slip zu schleppen und dort abzusetzen, wurde durch einen NW-Orkan mit einem Hochwasser von ca. 3,50m über Normal-Hochwasser vereitelt. Neben weiteren Schäden, die an den Anlagen entstanden, war das Bootshaus noch höher auf die Böschung gedrückt worden, wo es auseinander brach. Nachdem für etwa ein Jahr ein Provisorium an Land, gebaut aus Teilen des alten Bootshauses, den Mitgliedern gedient hatte, erhielt der VWV am 12. März 1964 die Bauerlaubnis für eine neues Vereinsheim, das im Oktober bezugsfertig war.

Ab 1965 entstanden in Eigenarbeit von Hallengemeinschaften Winterlagerhallen für die Boote der Mitglieder auf dem Gelände des Grohner Hafens. Auch der Bau einer schwimmenden Pontonanlage in Rasterbauweise wurde begonnen, die an neu gerammten Dalben befestigt wurden.

Ende der sechziger Jahre war das Lesum-Sperrwerk sowie eine Hochwasser-Schutzwand am Hafen entlang gezogen worden. Als Folge davon musste das Bootshaus (ein Fertigteil-Bau) abgebrochen und zwischen gelagert werden, um am alten Platz eine Unterkonstruktion aus Stahlbeton und Mauerwerk zu errichten. Darin wurde ein Sanitärtrakt, eine Werkstatt sowie ein Kleinboot-Lager untergebracht. Anschließend stellten die Mitglieder das Bootshaus auf der Decke neu auf. Nachdem in den sechziger Jahren drei weitere Vereine von der Weser in den Sporthafen Grohn umgezogen waren, wurde auf Anregung des FSB (Fachverband Segeln Bremen) die Gründung einer Yachthafen-Gemeinschaft angeregt. Am 4. Dezember 1967 konstituierte sich die bis heute (2003) bestehende ARGE YHG (Arbeitsgemeinschaft Yachthafengemeinschaft Grohn), der neben dem VWV auch die Vereine VWF, WSVA sowie WSVR angehören.

Ende der sechziger Jahre hatten die Mitglieder alle Bojenreihen durch Pontonanlagen ersetzt.

Im Jahr 1976 erreichte der VWV seine größte Mitgliederzahl (624), die nur wegen eines Aufnahmestopps nicht noch höher ausfiel.

Nachdem die bisherigen Bootslagerhallen ausschließlich auf widerruflichen Baugenehmigungen fußten, sollte ein neuer Bebauungsplan, der ab 1985 in Planung war, einen Bestandsschutz bringen. Gleichzeitig sollte er damit aber auch eine Veränderungssperre mit sich bringen, die eine weitere Entwicklung und Umgestaltung durch die Wassersportler stark einschränkte, wenn nicht gar verhinderte.

Am 15. Februar 1993 konnte der VWV dann mit einem großen Fest sein 100-jähriges Bestehen feiern. Ein Ausruhen auf dem Erreichten konnte und durfte das jedoch nicht bedeuten. Es warteten neue Herausforderungen:

Die Jugendarbeit musste forciert werden, nicht nur um dem Vereinszweck zu genügen. Genauso wichtig war es, einer Überalterung der Mitgliedschaft zu begegnen. Außerdem sollte der Verein weiter von neuen Impulsen, wie sie junge Mitglieder mit bringen, profitieren.

Ein Problem hatte der Umzug 1957 von der Vegesacker Kurve in den Grohner Hafen jedoch mit sich gebracht: Die von Weser und Lesum mitgeführten Schwebstoffe setzten sich im ruhigen – nicht durchströmten – Hafen ab. Die erheblichen Verschlickungen führten zu starken Einschränkungen des Sportbetriebs. Als Folge der Weser-Vertiefungen verschlangen die notwendigen Baggerungen zunehmend mehr Gelder des Sportamtes, das für die Unterhaltung des Hafens zuständig ist. Die letzte Teilbaggerung fand 1994 statt.

Große Schlickmassen beeinträchtigten 1999 nicht nur den Sportverkehr im gesamten Hafen, auch die Jugendarbeit lag im Rhythmus der Tiden „auf dem Trockenen“.

Stichprobenartige Untersuchungen des Hafenschlicks zeigten eine Belastung mit TBT (Tributylzinn, Bewuchs-hemmender Bestandteil von Unterwasser-Anstrichen in der Schifffahrt). Wegen des „Fundorts“ von TBT wurden kurzschlüssig die Bootseigner in den vier ansässigen Vereinen an den Pranger gestellt, um ihnen damit die Beseitigung des Schlicks als Sondermüll zu überantworten.

Umfangreiche Untersuchungen und Gutachten ( u.a. Hochschule und Universität Bremen) stellten schließlich fest, dass die Belastung mit TBT relativ einheitlich bei im Mittel 363 µg (Mikrogramm) pro kg Trockenmasse lag. Der Verschmutzungsgrad durch Sedimentstoffe im Grohner Hafen entsprach damit fast auf das Mikrogramm genau den Werten von Weser und Lesum. Obwohl rechtlich und sachlich zulässig wurde wegen Bedenken der Unterweser-Gemeinden von der üblichen Verklappung des Schlicks in der Weser abgesehen.

Im Frühjahr 2002 wurde das Baggergut der ersten Teilbaggerung auf eine Deponie transportiert. Der Sprecher des Hafenausschusses, Claus Büchner (VWV), konnte in einer „konzertierten Aktion“ aller Beteiligten aus Politik, den Ämtern und Institutionen erreichen, dass für das folgende Jahr die Mittel für die Fortsetzung der Vertiefung des gesamten Hafens auf 2,5 m unter NN bereitgestellt wurden. Das Ansegeln fand zwar verspätet statt, über die „Wiedereröffnung“ des Sporthafens Grohn freuten sich 2003 die Wassersportler an der Weser ebenso wie die Besatzungen der ca. 3000 auswärtigen Gäste.

Durch Initiative des VWV und mit Unterstützung des Sportamtes wurde ein schwimmendes Spülgerät angeschafft und mit Mitgliederhilfe umgebaut. Mit „Spüler Grohn“ soll der Hafen zukünftig in Eigenhilfe auf Tiefe gehalten werden.